Der folgende Artikel
https://www.n-tv.de/wirtschaft/Musk-nennt-US-Demokraten-Partei-des-Hasses-article23342648.html
veranlaßt mich, meine Einschätzung der politischen Verhältnisse in den USA kurz und knapp darzustellen. Ich habe in der Vergangenheit schon sehr oft den Eindruck gehabt, daß in der deutschen Medienlandschaft eine unterkomplexe, unzulässige Gleichsetzung der politischen Lager in Deutschland und den USA stattfindet. Der oben verlinkte Artikel bietet Stoff, an dem sich das veranschaulichen läßt.
Um den Leser einzustimmen (zu framen, wie das im neudeutschen Soziologensprech heißt), wird zunächst erklärt:
“Erneut positioniert sich Elon Musk politisch: Die US-Demokraten seien zur “Partei der Spaltung und des Hasses geworden”. Auch gegen die Elite-Uni Yale teilt der Tesla-Chef aus. Sie bezeichnet er als “Epizentrum des geistigen Woke-Virus”. Aussagen, für die er von einer Republikanerin Applaus erhält.”
Bevor also irgendeine sinnvolle Bewertung von Musks Aussagen stattfindet oder dem Leser eine Möglichkeit gegeben wird, sich zu diesen Aussagen zu positionieren, wird klargemacht: Er bekommt Beifall von einer Republikanerin. Und weiter:
“Tech-Milliardär Elon Musk offenbart immer mehr Ansichten, die ihn mit dem rechten politischen Spektrum in den USA in Einklang bringen.”
Immer mehr! Soll heißen: Er begibt sich immer mehr nach rechts. Und wenn er sich über die Woke-Kultur in Yale äußert, wettert er. Und seine Kritik ist ohnehin nicht weiter von Belang, da diese ja “zum festen Repertoire der Erzkonservativen in den USA” gehört.
Alles klar? Verstanden?
Die Zustimmung, die Musk ob dieser Äußerungen von Lauren Boebert erhielt, erfolgte natürlich “umgehend”. Daß Frau Boebert u. a. angeblich Trump-Anhängerin ist und “Verfechterin extrem lockerer Waffengesetze” etc. pp., wird locker flockig gleich mal auf Musk abgebildet. Als ob die Tatsache, daß jemand Applaus bekommt, gleich bedeuten würde, daß der Beklatschte jede Meinung seines applaudierenden Publikums teilt. Das wird zwar hier nicht explizit gesagt, aber doch wohl ziemlich eindeutig insinuiert.
Da die USA unter einem Zweiparteiensystem leiden und die Demokraten sich leider weitgehend auf eine Unterstützung der Woke-Kultur geeinigt haben, bleibt einem als Amerikaner wohl keine Wahl: Man kann, wenn man sich gegen diese Kultur stellen will, nur noch die Republikaner wählen. Und wenn jemand es falsch findet, daß Twitter Trump gesperrt hat, muß das überhaupt nichts damit zu tun haben, daß er Trump-Supporter ist, sondern einfach damit, daß er den 1. Zusatz zur Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika hochhält. Und das sind, bitteschön, doch wohl zwei ganz unterschiedliche Standpunkte, die zusammenfallen können, aber keineswegs müssen. Und in der Regel wohl auch nicht tun.